Psychologische Preisbildung spielt eine entscheidende Rolle im Marketing und Verkauf, da sie darauf...
BWL – Grundlagen: Preiselastizität
Die Preiselastizität beschreibt, wie sich die Nachfrage nach einem Produkt oder einer Dienstleistung ändert, wenn sich der Preis ändert. Ein Produkt mit hoher Preiselastizität wird eine signifikante Änderung in der Nachfrage erleben, wenn sich der Preis ändert, während ein Produkt mit geringer Preiselastizität weniger empfindlich auf Preisänderungen reagiert.
- Vollkommen elastische Preiselastizität
- Elastische Preiselastizität
- Proportional elastische Preiselastizität (Einheitselastizität)
- Unelastische Preiselastizität
- Vollkommen unelastische Preiselastizität
- Anormal elastische Preiselastizität
- Isoelastische Preiselastizität
Arten von Preiselastizitäten
Vollkommen elastische Preiselastizität:
Definition: Bei vollkommener Preiselastizität reagiert die nachgefragte Menge extrem empfindlich auf Preisänderungen. Das bedeutet, dass selbst eine minimale Preisänderung (egal ob Erhöhung oder Senkung) zu einer unendlichen Veränderung der nachgefragten Menge führt. In einem Diagramm würde die Nachfragekurve als eine horizontale Linie dargestellt werden, die den Preis zeigt, bei dem Konsumenten bereit sind, eine beliebige Menge des Produkts zu kaufen, aber keine Menge zu einem höheren oder niedrigeren Preis.
Beispiel: Stellen Sie sich vor, es gibt zwei absolut identische Stände auf einem Markt, die genau das gleiche Produkt ohne jeglichen Unterschied verkaufen. Wenn ein Stand das Produkt für 1 € verkauft und der andere für 1,01 €, dann würden alle Kunden zum Stand gehen, der das Produkt für 1 € anbietet, da es keinen Grund gibt, das teurere Produkt zu wählen. In diesem Fall wäre die Nachfrage nach dem Produkt beim teureren Stand vollkommen elastisch in Bezug auf den Preis, da eine minimale Preissteigerung die Nachfrage auf null reduziert.
Besonderheiten: Die vollkommene Preiselastizität ist ein theoretisches Konzept und wird in der realen Wirtschaft selten beobachtet. Es dient hauptsächlich dazu, die Grenzen der Preiselastizität zu verstehen und ein Extremszenario zu beschreiben. In der Praxis gibt es oft andere Faktoren, die die Kaufentscheidung beeinflussen, wie z.B. Markenloyalität, geografische Nähe, Kundenservice und so weiter, die verhindern, dass die Preiselastizität vollkommen elastisch ist.
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Elastische Preiselastizität:
Definition: Bei elastischer Preiselastizität reagiert die nachgefragte Menge überproportional auf Preisänderungen. Das bedeutet, dass eine prozentuale Preisänderung zu einer größeren prozentualen Mengenänderung in der Nachfrage führt. Wenn die Preiselastizität größer als 1 ist, spricht man von elastischer Preiselastizität.
Beispiel: Angenommen, ein Unternehmen senkt den Preis für ein Produkt um 10%. Als Reaktion darauf steigt die nachgefragte Menge um 20%. In diesem Fall ist die Preiselastizität -2 (da eine Preissenkung als negative Veränderung betrachtet wird). Da der absolute Wert der Elastizität größer als 1 ist, ist die Nachfrage elastisch.
Ein weiteres Beispiel könnte bei Luxusgütern oder nicht notwendigen Gütern beobachtet werden. Nehmen wir an, der Preis für Designerhandtaschen steigt um 15%. Wenn als Reaktion darauf die Nachfrage um 30% sinkt, ist die Nachfrage nach diesen Handtaschen elastisch.
Besonderheiten: Elastische Preiselastizität tritt häufig bei Produkten auf, für die es viele Substitute oder Alternativen gibt. Wenn der Preis eines Produkts steigt und die Verbraucher leicht zu einem ähnlichen Produkt wechseln können, das günstiger ist, wird die Nachfrage nach dem teureren Produkt wahrscheinlich stark sinken. Dies ist oft der Fall bei ähnlichen Produkten, bei denen Markenloyalität nicht stark ausgeprägt ist oder bei Produkten, die nicht unbedingt notwendig sind.
Wirtschaftliche Implikationen: Für Unternehmen ist es wichtig zu wissen, ob ihre Produkte eine elastische Preiselastizität aufweisen, da dies Auswirkungen auf ihre Preisstrategie hat. Bei elastischer Preiselastizität kann eine Preiserhöhung zu einem überproportionalen Rückgang des Umsatzes führen, während eine Preissenkung zu einem überproportionalen Anstieg des Umsatzes führen kann. Unternehmen müssen daher sorgfältig überlegen, wie Preisänderungen die Gesamteinnahmen beeinflussen können.
Proportional elastische Preiselastizität (Einheitselastizität):
Definition: Bei proportional elastischer Preiselastizität führt eine prozentuale Preisänderung zu einer genau gleich großen prozentualen Mengenänderung in der entgegengesetzten Richtung. Die Preiselastizität beträgt genau -1 (oder 1 in absoluten Werten). Das bedeutet, dass der Gesamtumsatz (Preis x Menge) konstant bleibt, unabhängig von Preisänderungen.
Beispiel: Angenommen, der Preis für ein Produkt wird um 10% gesenkt. Als Reaktion darauf steigt die nachgefragte Menge ebenfalls um 10%. In diesem Fall ist die Preiselastizität genau -1, und die Nachfrage ist proportional elastisch. Trotz der Preisänderung bleibt der Gesamtumsatz des Produkts unverändert.
Besonderheiten: Proportional elastische Preiselastizität ist ein besonderer Fall, der in der Praxis selten genau so auftritt. Es handelt sich um einen Punkt, an dem die Reaktion der Verbraucher auf Preisänderungen genau ausreicht, um den Umsatz konstant zu halten.
Wirtschaftliche Implikationen: Für Unternehmen, die Produkte mit proportional elastischer Preiselastizität verkaufen, bedeutet dies, dass Preisänderungen (ob Erhöhungen oder Senkungen) den Gesamtumsatz nicht beeinflussen werden. Dies kann für Unternehmen nützlich sein, die eine stabile Umsatzbasis anstreben. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass, obwohl der Gesamtumsatz konstant bleibt, die Gewinnmargen je nach Kostenstruktur variieren können.
Zusammenfassung: Die proportional elastische Preiselastizität beschreibt eine Situation, in der Preisänderungen und Mengenänderungen in der Nachfrage sich genau ausgleichen, sodass der Gesamtumsatz konstant bleibt. Es handelt sich um einen speziellen Punkt der Preiselastizität, der in der realen Wirtschaft selten genau erreicht wird, aber ein wichtiges theoretisches Konzept darstellt.
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Unelastische Preiselastizität:
Definition: Bei unelastischer Preiselastizität führt eine prozentuale Preisänderung zu einer geringeren prozentualen Mengenänderung in der entgegengesetzten Richtung. Die Preiselastizität liegt zwischen 0 und -1 (bzw. zwischen 0 und 1 in absoluten Werten). Das bedeutet, dass die Reaktion der Nachfrage auf Preisänderungen relativ schwach ist.
Beispiel: Angenommen, der Preis für ein lebensnotwendiges Medikament wird um 10% erhöht. Als Reaktion darauf sinkt die nachgefragte Menge nur um 5%. In diesem Fall liegt die Preiselastizität bei -0,5, und die Nachfrage ist unelastisch.
Besonderheiten: Produkte und Dienstleistungen mit unelastischer Nachfrage sind oft solche, die als notwendig oder schwer zu ersetzen angesehen werden. Das bedeutet, dass Verbraucher auch bei Preissteigerungen weiterhin in ähnlichen Mengen kaufen werden, da sie das Produkt oder die Dienstleistung als unverzichtbar ansehen oder weil es wenige oder keine geeigneten Alternativen gibt.
Wirtschaftliche Implikationen: Für Unternehmen, die Produkte mit unelastischer Preiselastizität verkaufen, kann eine Preiserhöhung zu einem Anstieg des Gesamtumsatzes führen, da der Rückgang der verkauften Menge nicht ausreicht, um den Anstieg des Preises auszugleichen. Dies kann besonders vorteilhaft sein, wenn die Kosten für die Produktion oder Bereitstellung des Produkts oder der Dienstleistung steigen.
Zusammenfassung: Die unelastische Preiselastizität beschreibt eine Situation, in der die Nachfrage auf Preisänderungen nur schwach reagiert. Produkte und Dienstleistungen mit unelastischer Nachfrage sind oft solche, die als notwendig angesehen werden oder für die es wenige Alternativen gibt. Unternehmen, die solche Produkte verkaufen, können ihre Preise erhöhen, ohne einen signifikanten Rückgang der verkauften Menge zu erleben.
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Vollkommen unelastische Preiselastizität:
Definition: Bei einer vollkommen unelastischen Preiselastizität bleibt die nachgefragte Menge eines Produkts oder einer Dienstleistung unverändert, unabhängig von jeglichen Preisänderungen. Die Preiselastizität ist in diesem Fall gleich 0, was bedeutet, dass die Nachfrage überhaupt nicht auf Preisänderungen reagiert.
Beispiel: Ein Patient mit Diabetes benötigt regelmäßig Insulin. Unabhängig davon, ob der Preis für Insulin steigt oder fällt, wird der Patient immer die gleiche Menge benötigen, um seinen Blutzuckerspiegel zu regulieren. In diesem Fall ist die Nachfrage nach Insulin für den Patienten vollkommen unelastisch.
Besonderheiten: Produkte und Dienstleistungen mit einer vollkommen unelastischen Nachfrage sind oft solche, die als absolut notwendig und nicht substituierbar angesehen werden. Das bedeutet, dass Verbraucher das Produkt oder die Dienstleistung in der gleichen Menge kaufen werden, unabhängig von jeglichen Preisänderungen, da sie keine Alternativen haben.
Wirtschaftliche Implikationen: Für Unternehmen, die Produkte mit vollkommen unelastischer Preiselastizität verkaufen, bedeutet dies, dass sie theoretisch den Preis auf jedes gewünschte Niveau erhöhen könnten, ohne einen Rückgang der verkauften Menge zu erleben. In der Praxis gibt es jedoch oft ethische, regulatorische oder wettbewerbsbedingte Einschränkungen, die solche drastischen Preiserhöhungen verhindern.
Zusammenfassung: Die vollkommen unelastische Preiselastizität beschreibt eine Situation, in der die Nachfrage eines Produkts oder einer Dienstleistung völlig unempfindlich gegenüber Preisänderungen ist. Solche Produkte oder Dienstleistungen sind oft lebensnotwendig und haben keine echten Alternativen auf dem Markt. Unternehmen, die solche Produkte verkaufen, haben eine starke Preissetzungsmacht, müssen jedoch oft ethische und regulatorische Überlegungen berücksichtigen.
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Anormal elastische Preiselastizität:
Definition: Bei einer anormal elastischen Preiselastizität steigt die Nachfrage nach einem Produkt oder einer Dienstleistung, wenn der Preis steigt, und umgekehrt. Dies widerspricht der üblichen Logik, dass eine Preiserhöhung zu einer Verringerung der Nachfrage führt. In solchen Fällen ist die Preiselastizität positiv.
Beispiele:
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Snobeffekt: Einige Luxusgüter oder Markenprodukte werden als exklusiver oder wertvoller wahrgenommen, wenn ihr Preis steigt. Ein höherer Preis kann als Indikator für höhere Qualität oder Exklusivität angesehen werden. Zum Beispiel könnten Designerhandtaschen oder Luxusuhren eine höhere Nachfrage erleben, wenn ihr Preis steigt, da sie als Statussymbole angesehen werden.
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Hamsterkäufe: Wenn Verbraucher eine bevorstehende Verknappung eines Produkts aufgrund einer Preiserhöhung erwarten, könnten sie dazu neigen, das Produkt in größeren Mengen zu kaufen, bevor es noch teurer wird.
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Preis als Qualitätsindikator: In einigen Branchen, insbesondere bei Produkten, bei denen die Qualität schwer zu beurteilen ist, kann ein höherer Preis als Indikator für höhere Qualität angesehen werden. Zum Beispiel könnten Weine in einer höheren Preisklasse als von besserer Qualität wahrgenommen werden, selbst wenn der Verbraucher den tatsächlichen Geschmack nicht beurteilen kann.
Besonderheiten: Produkte und Dienstleistungen mit anormal elastischer Preiselastizität sind oft solche, bei denen der Preis selbst als wichtiger Faktor für die Wahrnehmung des Produkts dient. Dies kann aufgrund von psychologischen, sozialen oder wirtschaftlichen Faktoren der Fall sein.
Wirtschaftliche Implikationen: Für Unternehmen, die Produkte mit anormal elastischer Preiselastizität verkaufen, kann es vorteilhaft sein, den Preis zu erhöhen, um die Nachfrage und den Umsatz zu steigern. Sie müssen jedoch sorgfältig überlegen, wie sie ihre Preissetzungsstrategie kommunizieren, um sicherzustellen, dass sie das gewünschte Image und die gewünschte Wahrnehmung beim Verbraucher erzeugen.
Zusammenfassung: Die anormal elastische Preiselastizität beschreibt eine ungewöhnliche Situation, in der die Nachfrage eines Produkts oder einer Dienstleistung mit steigendem Preis zunimmt. Dies kann auf verschiedene psychologische, soziale oder wirtschaftliche Faktoren zurückzuführen sein, und Unternehmen, die solche Produkte verkaufen, müssen ihre Preissetzungsstrategien sorgfältig überdenken.
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Isoelastische Preiselastizität:
Definition: Bei der isoelastischen Preiselastizität bleibt die Preiselastizität der Nachfrage über verschiedene Preispunkte hinweg konstant. Das bedeutet, dass jede prozentuale Preisänderung zu einer gleichbleibenden prozentualen Mengenänderung führt, sodass der Umsatz (Preis x Menge) des Produkts konstant bleibt.
Beispiel: Angenommen, ein Produkt hat eine isoelastische Preiselastizität von -1. Wenn der Preis dieses Produkts um 10% steigt, wird die nachgefragte Menge um genau 10% sinken. Umgekehrt wird bei einer Preissenkung um 10% die nachgefragte Menge um 10% steigen. In beiden Fällen bleibt der Gesamtumsatz des Produkts unverändert.
Besonderheiten:
- Die isoelastische Preiselastizität wird oft als Einheitselastizität bezeichnet, da die Elastizität konstant bei -1 bleibt.
- Produkte mit isoelastischer Preiselastizität haben oft wenige Substitute oder sind in einem Marktsegment positioniert, in dem die Verbraucherpreissensitivität über einen bestimmten Preisspannenbereich konstant bleibt.
Wirtschaftliche Implikationen: Für Unternehmen, die Produkte mit isoelastischer Preiselastizität verkaufen, bedeutet dies, dass Preisänderungen (ob Erhöhungen oder Senkungen) den Gesamtumsatz nicht beeinflussen werden. Daher könnten solche Unternehmen ihre Preissetzungsstrategien auf andere Ziele ausrichten, wie z. B. die Maximierung des Marktanteils oder die Erzielung von Kosteneinsparungen.
Zusammenfassung: Die isoelastische Preiselastizität beschreibt eine Situation, in der die Preiselastizität der Nachfrage über verschiedene Preispunkte hinweg konstant bleibt. Für Unternehmen bedeutet dies, dass Preisänderungen den Gesamtumsatz nicht beeinflussen werden, weshalb sie ihre Preissetzungsstrategien entsprechend anpassen müssen.
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